Auch dieses Jahr waren wieder Tastentage in Leipzig-Grünau. Zehn öffentliche Klaviere mitten im Hochhausquartier. Eine wunderbare Idee. Danke an alle, die sie auf den Weg gebracht haben. Der aber ist für dieses Jahr ersteinmal zu Ende gegangen.

Die letzte Runde war am 9. September. Austragungsort war wieder der Kolonnadengarten. Herrlichstes Spätsommerwetter, um noch einmal eine ganze Schar von Tastentagsklavierspielern zusammen aufspielen zu lassen.
Der mit der weitesten Anreise war Christian aus Riesa. Auch die Zuhörer kamen aus nah und fern. Dabei war der Nachmittag an der Alten Salzstraße ursprünglich gar nicht im Plan. Erst der tatkräftige Einsatz einer Zuhörerin vom 10. September 2017 hatte im August dafür gesorgt, dass der Kolonnadengarten auch 2018 die Abschlussbühne wird. Bei den Tastentagen machen eben auch die Zuhörer die Musik. Und sie waren auch reichlich erschienen.
Robert, Max, Micha, Pascal und Bernd sind einige weitere Namen derer, die dabei auf der Klavierbank gewerkelt haben. Von Chopin über Filmmusik, LinkinPark und Bach bis hin zu Kabarett und Impro war fast alles dabei, was man einem hitzegeplagten Gartenklavier abverlangen kann.
Graswurzelklaviermusik im besten Sinne. Wenn die Musikstadt Leipzig sonst hauptsächlich aus Oper, Gewandhaus und Thomanern besteht – hier war sie von einer ganz anderen Seite zu erleben, einer sehr viel lebendigeren.
Kein Dresscode, kein Etepetete-Getue, keine Einlassgouvernanten und kein Naserümpfen über nicht standesgemäßes Benehmen. Dafür aber Kaffee, selbstgemachter Kuchen, ein quirliges Orga-Team und jede Menge Gespräche zwischen denen am Klavier und den Leuten davor. Und Lena hat wieder ein Bild gemalt.
15.00 Uhr war Beginn. Das Ziel, die Wiese binnen zwei Stunden leer zu spielen, war selbst bis 18.00 Uhr noch nicht erreicht. Der Spruch von der „verbindenden Kraft der Musik“ – er ist zwar mittlerweile ein Marketingopfer geworden, im Kolonnadengarten aber wurde wieder einmal deutlich, welche Bedeutung er eigentlich haben kann.
Ein Klavier, zig Nationen und Dialekte und sie alle kamen zusammen allein über die Kraft der Musik. Einfach, weil da grad ein öffentliches Klavier in der Landschaft stand.
Von solchen Klangmöbeln könnte Leipzig durchaus mehr vertragen – gerade auch in der dunklen Jahreszeit. Der Hauptbahnhof zum Beispiel wäre für Hörer und Spieler ein schönes Winterdomizil, aber diese Idee muss erst noch reifen.
Geben soll es solche Instrumente schon auf Bahnhöfen in Frankreich. Auch das Sony-Center in Berlin hatte in diesem Sommer eines auf sein Dach gestellt. Dass der Gedanke jetzt wenigstens für die Freiluftmonate nach Leipzig gekommen ist, das ist vor allem ein Verdienst der Tastentags-Organisatoren rund um Oli, Patrick und Daniel.
Ihren Winterschlaf bitten wir nicht zu stören. Denn so, wie wir diese Kollegen kennen, werkeln sie schon an den Tastentagen 2019.